Samstag, 29. Mai 2021

Die Herausforderung, den Religionsunterricht zu erneuern

Die spanische Bischofskonferenz hat durch ihre Kommission für Bildung und Kultur im Zusammenhang mit der Arbeit an der Erneuerung des katholischen Religionsunterrichts ein "Synthesedokument" (*) veröffentlicht. 

Dieses Dokument fasst die Präsentationen und Dialoge einer Gruppe von Experten zu diesem Thema zusammen, sowie die Beiträge und Vorschläge, die von vielen Religionslehrern, die meisten von ihnen Spanier, aber nicht alle, in einem virtuellen Forum, das zu diesem Zweck in den letzten Monaten abgehalten wurde, eingesandt wurden. 

Im Rahmen des neuen Bildungsgesetzes, des LOMLOE (bezieht sich auf Spanien), wird an der Erneuerung des Lehrplans für Religion gearbeitet. 

Wir fassen hier die 10 Punkte der Schlussfolgerungen aus diesem Dokument zusammen. 



1. Die Zentralität der Person 

Wie Kardinal Angelo Bagnasco, Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, in seiner Eröffnungsrede zum Forum betonte, steht der Religionsunterricht im Dienst des Gemeinwohls und der Humanisierung. Das bedeutet, den Menschen in den Mittelpunkt der Bildungsprozesse zu stellen, so wie es Papst Franziskus im "Globalen Bildungspakt" und in seinen Enzykliken Laudato si' und Fratelli tutti aufzeigt. 

 

2. Der internationale Kontext der Bildung

 Das Forum hat den internationalen Rahmen der Bildungserneuerung hervorgehoben, insbesondere den europäischen, mit Verweisen auf die laufenden Projekte: von PISA und der OECD, der Vereinten Nationen und der 2030-Agenda sowie der UNESCO. Vor allem den Rahmen der "Schlüsselkompetenzen" (siehe unten, Nr. 7) für lebenslanges Lernen, der für jeden Bürger der Europäischen Union vorgeschlagen und 2018 aktualisiert wurde, und der für 2025 geplante Europäische Bildungsraum.  

 

3. Der pädagogische Rahmen des LOMLOE

Ohne auf die politischen, juristischen und wirtschaftlichen Fragen einzugehen, die die Erziehungsinstitutionen und die Familien betreffen, sind hier die pädagogischen Neuerungen des Lehrplanrahmens des LOMLOE (bezieht sich auf Spanien) hervorgehoben, die noch durch die entsprechenden Erlässe für die verschiedenen Etappen der Erziehung zu konkretisieren sind. 

 

4. Die Theologie als Hauptquelle des Lehrplans der katholischen Religion 

Als "Quellen" des Lehrplans für Religion und in Übereinstimmung mit den Dimensionen der Person werden schon seit vielen Jahrzehnten vier aufgezeigt: die erkenntnistheoretische Quelle (die den Gegenstand, den Inhalt und die Methoden dieses Unterrichts bestimmt), das ist die Theologie, und die psychologischen, soziokulturellen und pädagogischen Quellen, die notwendig sind, um die Schüler, ihr Umfeld und die Art und Weise des Unterrichts zu berücksichtigen. 

Die Theologie (Reflexion über den Glauben) greift also ein, um die Grundlagen bereit zu stellen für den Dialog zwischen Glaube und Kultur, der zum Bildungsverlauf in unserem Fach gehört. Und auch um die Inhalte aufzuzeigen, die zu diesem Unterricht gehören, wie: die Offenbarung, die durch die Tradition und die Schrift überliefert ist: die Erkenntnis Gottes des Vaters und die Zentralität Christi, die christliche Anthropologie, die kirchliche Gemeinschaft und ihre Geschichte, die Prinzipien und Werte des christlichen sozialen Denkens. All dies sollte mit pädagogischem Einfühlungsvermögen und in Übereinstimmung mit der kognitiven Entwicklung der Schüler formuliert werden. 

In der Tat - und das ist offensichtlich - reichen dafür gute theologische Kenntnisse nicht aus, sondern auch der Dialog mit den Humanwissenschaften (Pädagogik, Psychologie, Soziologie) ist erforderlich, der im Kopf des Lehrers beginnen muss. 

 

5. Der Dialog Glaube - Kultur als Hintergrund für den Religionsunterricht 

Der Religionsunterricht hängt mit der ganzen Schulbildung zusammen, verläuft also parallel zu und im Dialog mit den anderen Fächern des Lehrplans. Der Glaube bringt sein eigenes Licht und seine eigene Perspektive ein, um diesen Dialog in einer Weise führen zu können, die für die Sorge um die Menschen und die Welt, sowohl lokal als auch global, fruchtbar ist. Dies trägt dazu bei, die Schüler für den interkulturellen und interreligiösen Dialog in ihrem Umfeld (in ihren Familien, mit ihren Freunden und Mitbürgern) zu erziehen, unter Berücksichtigung ihrer eigenen Kultur mit ihren größtenteils christlichen Wurzeln, und mit dem Ziel, sich zu engagieren für die Gerechtigkeit und das Gemeinwohls in unseren Gesellschaften. 

 

6. Im Einklang mit den eigenen Zielen der Schule 

Folglich geht dieser Unterricht von dem Schulkonzept aus, das demokratischen Gesellschaften eigen ist. Er ist daher als eine Dienstleistung für die Gesellschaft und für die Einzelpersonen konzipiert und erteilt. In diesem Sinne unterscheidet er sich vom Katechumenat oder der Katechese, die zur kirchlichen Gemeinschaft gehört. Aus diesem Grund braucht der Religionsunterricht, auf schulischer und akademischer Ebene, die Beziehung zum kulturellen und religiösen Pluralismus, in seiner Rolle, zur menschlichen, intellektuellen, emotionalen und vitalen Bildung beizutragen, da Religion eine Antwort auf das jedem Menschen eigene Bedürfnis nach Spiritualität und Sinn ist. 

 

7. Der "Kompetenz"-Ansatz 

Erziehung legt heute den Schwerpunkt auf Kompetenzen (Kompetenz wurde vom Europäischen Rat 2006 definiert als "eine Kombination von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen, die dem jeweiligen Kontext angemessen sind"). Und dafür setzen die Bildungsgesetze Richtlinien und Mindestziele fest. 

Die Europäische Union beschreibt 2018 acht Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen: 1) Lese- und Schreibkompetenz, 2) mehrsprachige Kompetenz, 3) mathematische Kompetenz und Kompetenz in Naturwissenschaften, Technik und Ingenieurwesen, 4) digitale Kompetenz, 5) persönliche und soziale Kompetenz sowie Lernkompetenz, 6) staatsbürgerliche Kompetenz, 7) unternehmerische Kompetenz, 8) Gewissenskompetenz und kulturelle Ausdrucksformen.

Daher sollte der neue Lehrplan für Religion seine Ziele in Übereinstimmung mit diesen Kompetenzen in jeder der Bildungsstufen (Kleinkind, Grundschule, Sekundarstufe und zwei Jahre vor der Matura) ) konkret skizzieren und erklären, wobei die Grundlernziele und ihre Inhalte einzeln anzugeben sind in Übereinstimmung mit den Bildungsdimensionen (kognitiv, instrumental und verhaltensmäßig) sowie die Bewertungskriterien und andere konkrete Hinweise. 

 

8. Programmierung nach Bereichen in einer globalisierten und interdisziplinären Weise

In diesem Forum wurde ersucht, dass die Herausforderung der Bildungserneuerung im Bereich der Religion bei der Programmierung des neuen Lehrplans nach Zyklen und Kursen mit Flexibilität umgesetzt werden kann, und dabei die Lehrpläne anderer Fächer berücksichtigt werden. Auf diese Weise kann die Integration des Religionsunterrichts zusammen mit anderen Fächern in bestimmten interdisziplinären Projekten erleichtert werden. 

 

9. Offenheit für aktive und kooperative Methoden

Schließlich gibt es Forderungen nach einer Öffnung des Lehrplans für Methoden (wie "Service-Learning"), die den Religionsunterricht mit Aktivitäten zur Veränderung oder zur Verbesserung des sozialen und des kulturellen Umfelds verbinden. Es hat sich gezeigt, dass diese innovativen Methoden sowohl die Motivation als auch das Verständnis für die wesentlichen Inhalte, die gelehrt werden sollen, erhöhen. Die Art und Weise, wie diese Projekte in die Praxis umgesetzt werden, liegt in der Verantwortung der einzelnen Schulen und der Lehrer. 

 

10. Ein gemeinsamer Lehrplan, formuliert für den örtlichen Bereich 

Die Bildungsreform des LOMLOE geht in die Richtung der Dezentralisierung einiger Fragen, die der Lehrplan aufwirft. Dies eröffnet im Fall der katholischen Religion die Möglichkeit, die gemeinsamen Elemente auf staatlicher Ebene mit anderen, die eher spezifisch ortsgebunden sind, zu kombinieren. 

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Wie man bei einer sorgfältigen Lektüre des Dokuments sehen kann, ist das Interesse an dem Thema groß, und das nicht nur im Fall von Spanien. Denn früher oder später zeigen die hier vorgestellten Themen (am Rande bemerkt oder in Kombination mit anderen Problemen politischer, juristischer und wirtschaftlicher Art) Wege und Horizonte, auf denen es weiterzugehen und die es anzupeilen gilt, zusammen mit der Möglichkeit, viele Aspekte des Religionsunterrichts zu verbessern. 

Die endgültige Konkretisierung des Lehrplans und vor allem seine Umsetzung wird eine immer stärkere Qualifizierung der Religionslehrerinnen und -lehrer sowie deren Fort- und ständige Weiterbildung erfordern. 

All dies erfordert von den Leitern der Bildungseinrichtungen ein hohes Maß an Sensibilität, die Fähigkeit, mit den Füßen auf dem Boden (Investitionen in die Ausbildung und in Ressourcen) zu träumen. Auf diese Weise wird es möglich sein, in dieser faszinierenden Aufgabe im Dienst aller voranzukommen: der Schüler, der Familien und Lehrer, der Gesellschaft und der kirchlichen Gemeinschaft. 

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(*) Das Dokument ist abrufbar unter der folgenden Adresse: https://hacianuevocurriculo.educacionyculturacee.es/images/documentacion/documentosintesisforo.pdf

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