Donnerstag, 24. März 2016

Behüten und dienen

Zum Beginn seines Petrusdienstes (19.März 2013) hat Papst Franziskus das Leben des Hl. Josef als Anker genommen und erklärte, wie er sein Ministerium versteht. Das „Behüten“ und „Dienen“ nämlich sieht er in einem Kontext, der uns alle betrifft. Das Ministerium des Papstes hat seinen Mittelpunkt im Dienste des christlichen Lebens. Das christliche Leben steht im Dienst von uns allen und der ganzen Schöpfung. Jeder Mensch findet auch den Sinn des eigenen Lebens im Dienst und Wachen der Gaben Gottes, die mit Liebe empfangen und weitergegeben werden. 


Die Mission des Hl. Josef und unsere Mission

Papst Franziskus hat die Mission des Hl. Josefs (cf. Mt 1, 24) in den Mittelpunkt gestellt, nachdem er auf den Namenstag von Benedikt XVI bezugnahm: „wir sind ihm nahe mit dem Gebet voller Liebe und Dankbarkeit”. Der Hl. Josef war Hüter: “Hüter von wem? Von Maria und Jesus; aber es ist eine Obhut, die sich dann auf die Kirche ausweitet: Der selige Johannes Paul II hat hervorgehoben, dass „der Hl. Josef so, wie er für Maria liebevoll Sorge trug und sich voll Freude und Eifer der Erziehung Jesu Christi widmete, seinen mystischen Leib, die Kirche, deren Gestalt und Vorbild die heilige Jungfrau ist, hütet und beschützt“ (Apostolisches Schreiben, Redemptoris Custos, 1)“.

Der Papst setzt fort und fragt sich weiter: „Wie lebt Josef seine Berufung als Hüter von Maria, Jesus und der Kirche? In der ständigen Aufmerksamkeit gegenüber Gott, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet. (...) Er versteht es auf Gott zu hören, sich von seinem Willen leiten zu lassen. Gerade deshalb ist er noch einfühlsamer für die ihm anvertrauten Menschen, weiß mit Realismus die Ereignisse zu deuten, ist aufmerksam auf seine Umgebung und versteht es die klügsten Entscheidungen zu treffen. (...) Er antwortet unverzüglich auf den Ruf Gottes und ist stets verfügbar“.

(Hier kann man sehen, wie der Hl. Josef sein feines Urteilsvermögen des Willen Gottes ausübt, im Sinne des II. Vatikanischen Konzils, in dem von den „Zeichen der Zeiten“ die Rede ist. Das heißt, die Zeichen des Wirkens des Heiligen Geistes, die sich bemerkbar machen, wenn man als Ausgangspunkt mit Vertrauen und Realismus all die Gegebenheiten betrachtet, um die Situation richtig einschätzen zu können und dann folglich eine Entscheidung treffen zu können, sei es aus der persönlichen
Sichtweise als auch aus der kirchlichen, cf. Gaudium et spes, 4,11 und 44).

Der Papst macht darauf aufmerksam, dass wir mit den Augen des Hl. Josef „sehen wer die Mitte der christlichen Berufung ist: Christus! ”. Und deswegen lädt er uns ein: “Hüten wir Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren!”.

(Diese Worte sind eine wahre Schule für uns Christen, besonders für Lehrer und Erzieher).


Behüten. Eine Aufgabe für alle von uns, angefangen bei uns.

Aber behüten – mahnt der Papst – ist unser aller Berufung: wir alle müssen auf die Schönheit der Schöpfung in allen ihrer Formen achten (hier, die Evokation an den Hl. Franz von Assisi), wir müssen über die Menschen, die uns anvertraut sind und uns umgeben, wachen. Besonders müssen wir uns um die Kinder und die alten Menschen kümmern, denn sie sind die zerbrechlichsten unserer Gesellschaft und werden oft an den Rand unseres Herzens gedrängt“. Wir müssen uns um unsere Verwandten kümmern, um die Eheleute und um die Eltern, die ihre Sorge für ihre Kinder. Wir müssen auch für unsere Freunde sorgen. „Lasst uns über die Gaben des Herrn wachen“ – rät er uns – denn in der Tat ist alles eine Gabe, ein Geschenk. „Wenn wir uns dieser Verantwortung entziehen, scheitern wir – setzt der Papst fort – und so gewinnt die Zerstörung Raum und das Herz verdorrt“.

Wenn das Hüten die Verantwortung von uns allen ist, und die Menschen es so verstehen und guten Willens danach handeln, um so mehr ist das Hüten die Pflicht von „allen Verantwortungsträgern auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet“. Man muss auf die Natur achten, die von Gott geschaffen wurde und man muss auch auf die Umwelt acht geben. Aber wir müssen bei uns selber anfangen: „Doch um zu „behüten“, müssen wir auch auf uns selber Acht geben! Erinnern wir uns daran, dass Hass, Neid und Hochmut das Leben verunreinigen! Hüten bedeutet also, über unsere Gefühle, über unser Herz zu wachen, denn von dort entspringen unsere guten und bösen Absichten: die, welche aufbauen, und die, welche zerstören! Wir dürfen keine Angst vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit haben!“; das ist eine Tugend, die nicht von den Schwächeren, sondern von den Starken wie dem Heilige Josef herrührt.

Hier sehen wir wie wichtig die Gewissenserforschung ist. Sie soll aber einer guten christlichen Bildung folgen. Eine Sentimentalität, die nicht in der Reflexion und in der christlichen Bildung integriert ist, kann eine Verwüstung verursachen, aber ebenso eine rationalistische und voluntaristische Erziehung, welche die Gefühle mit all ihren Ausdrücken außer Acht lassen würde. So erklärt es Dietrich von Hildebrand in seinem Werk „Über das Herz. Zur menschlichen und gottmenschlichen Affektivität“ (“El corazón: un análisis de la afectividad humana y divina” (Madrid 2009).


Der Sinn des Ministeriums des Papstes


Der Papst hat dann erklärt, woraus die Macht des Petrusamtes besteht:

„Vergessen wir nie, dass die wahre Macht der Dienst ist und dass auch der Papst, um seine Macht auszuüben, immer mehr in jenen Dienst eintreten muss, der seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat“. So ist die Macht, die Kraft der Liebe. Das lernen wir auch vom Hl. Josef.

Auf diese Weise muss der Dienst des Papstes ausgeübt werden: „dass er auf den demütigen, konkreten, von Glauben erfüllten Dienst des heiligen Josef schaut und wie er die Arme ausbreitet, um das ganze Volk Gottes zu hüten und mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten, diejenigen, die Matthäus im Letzten Gericht über die Liebe beschreibt: die Hungernden, die Durstigen, die Fremden, die Nackten, die Kranken, die Gefangenen (vgl. Mt 25, 31-46). Der Papst schließt mit einer anderen Lehre: „Nur derjenige der mit Liebe dient, ist in der Lage zu bewachen!“


Die Wärme der Hoffnung tragen

Im letzten Teil hat Papst Franziskus an die Hoffnung appelliert, jene Hoffnung an der sich Abraham anlehnte (cf. Rm 4, 18). „Angesichts so vieler Wolken im grauen Himmel haben wir es auch heute nötig, das Licht der Hoffnung zu sehen und selber Hoffnung zu schenken. Die Schöpfung zu bewahren, jeden Mann und jede Frau zu behüten mit einem Blick voller Zärtlichkeit und Liebe, bedeutet, den Horizont der Hoffnung zu öffnen, bedeutet, all die Wolken aufzureißen für einen Lichtstrahl, bedeutet, die Wärme der Hoffnung zu bringen! Und für den Glaubenden, für uns Christen – wie schon für Abraham und für den heiligen Josef – hat die Hoffnung, die wir bringen, den Horizont Gottes, der uns in Christus aufgetan ist; die Hoffnung auf den Felsen gegründet, der Gott ist“. Das ist seine Art und Weise jenen Papsttitel zu erklären, der auf den Heiligen Gregor den Großen zurückzuführen ist: „Diener der Diener Gottes“.


Publiziert am Mittwoch, dem 20. März 2013,

übersetz von A. R. A. 

(ver en español)

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