Mittwoch, 24. Januar 2018

Jesus Christus im Mittelpunkt der Erziehung im Glauben

B. E. Murillo, La resurrección del Señor (1650-1660)

In einer Botschaft an das Internationale Symposium über die Katechese in Buenos Aires vom 11. bis 14. Juni 2017 hat Papst Franziskus deutlich auf den Mittelpunkt der Erziehung im Glauben hingewiesen: „Je mehr Jesus den Mittelpunkt in unserem Leben einnimmt, desto mehr lässt er uns aus uns selbst hinausgehen, nimmt uns selbst aus dem Mittelpunkt und macht uns zum Nächsten der anderen“.

An diesem Symposium hat Erzbischof Luis Ladaria, der derzeitige Präfekt für die Glaubenslehre, teilgenommen. In seiner Ansprache betonte er, dass Christus der Mittelpunkt des Glaubens ist, weil er der einzige und endgültige Vermittler des Heils ist, da er „der treue Zeuge“ (Offb. 1, 5) der Liebe Gottes, des Vaters ist. Der christliche Glaube ist Glaube an diese Liebe, an ihre wirksame Kraft, an ihre Fähigkeit, die Welt zu verändern und über der Zeit zu stehen. Die konkrete Liebe Gottes des Vaters, die sich im Leiden, im Tod und in der Auferstehung Christi, der vollkommener Gott und vollkommener Mensch ist, erkennen und berühren lässt, diese in Christus offenbar gewordene Liebe des Vaters gelangt zu uns, weil wir seit unserer Taufe durch den Heiligen Geist gesalbt sind.

In diesem Prozess nimmt die Auferstehung Christi ihrerseits einen zentralen Platz ein. Welche „praktischen“ Konsequenzen hat das und was bedeutet es für uns? Wie soll man die zentrale Rolle Christi in der Erziehung im Glauben erfassen und leben?
Wir können auf drei Aspekte ein und derselben Wirklichkeit hinweisen:


Zentrale Stellung Christi in im christlichen Leben

An erster Stelle bestätigt die Auferstehung die zentrale Stellung Christi im Leben der Christen. Das II. Vatikanische Konzil sagt, Christus macht dem Menschen den Menschen selbst voll kund (GS 22). Das bedeutet, dass wir den Menschen allgemein und uns selbst nur dann erkennen können, wenn wir Christus in seinem vollkommenen Geheimnis (in allen seien Aspekten und Etappen) erkennen und uns mit ihm vereinigen.

Die Auferstehung Christi und das Geschenk des Heiligen Geistes als Folge davon, führen uns in das göttliche Leben ein. Sie zeigen uns nicht nur die Güte einer Person, die für uns stirbt. Sie heilen uns, sie erneuern uns und sie schenken uns Licht. Die Schönheit, die Güte und die Wahrheit, die dem dreifaltigen und einen Gott eigen sind, und die in ihren Werken erstrahlen, an ihnen dürfen wir jetzt teilhaben. In diesem Leben kann es nur ein Beginn sein. Nach der Auferstehung der Toten wird uns dieses Leben endgültig gegeben werden mit seiner Dynamik und in seiner Farbenpracht; Tod und Leiden werden darin keinen Platz mehr haben. Dieses Leben wächst schon in jedem einzelnen und zum Wohl aller jedes Mal, wenn wir die Hl. Eucharistie empfangen.


Christus, der zentrale Bezugspunkt in der Kirche und in der Evangelisierung

An zweiter Stelle ist Christus, der Auferstandene, ein zentraler Bezugspunkt für die christliche Mission. Mit seiner Auferstehung wird in lebendiger Weise alles bestätigt, was Christus ist, was er tat, lehrte und versprach, und was er uns auftrug: bis zum Ende der Zeiten Gott, den Schöpfer, den Erlöser und den Heiligmacher bekannt zu machen. Die Verkündigung des Glaubens wird vom Licht und vom Leben Christi selbst in Bewegung gesetzt, der in den Christen lebt und leben will.

Drittens: Das Leben des auferstandenen Christus ist untrennbar verbunden mit dem Geheimnis der Kirche, einem zutiefst trinitarischen Geheimnis. Die Kirche ist ja nicht nur eine Institution oder eine Gesellschaft, sondern eine tiefe Gemeinschaft mit Gott (Vater, Sohn und Heiliger Geist) und mit einander als „lebendige Verbindung“ des Lebens des Auferstandenen in den Christen. Wie wir schon gesehen haben, ist das nicht einfach möglich, weil es Gott gefallen hat oder durch einen Akt seines Willens, sondern weil uns der Heilige Geist selbst gegeben wurde, die Liebe des Vaters und des Sohnes, die uns eint und lebendig macht in der Kirche, der Familie Gottes. Darin besteht die christliche Berufung, die eine Berufung zur Heiligkeit ist, und ihre Folge, die Verkündigungs - Sendung, die immer verbunden ist mit der Förderung des Menschen. Daraus folgt die besondere Aufmerksamkeit, die die Zerbrechlichen, die Armen und die Bedürftigen bevorzugt.


Christus, der Mittelpunkt der Erziehung im Glauben

Schließlich lassen sich einige Implikationen der zentralen Bedeutung Christi für die Erziehung im Glauben, die ein wichtiger Teil der Evangelisierung ist, aufzeigen; Vorschläge von Spezialisten wie Cesare Bissoli sind dabei zusammengefasst. Achten wir zuerst auf den Inhalt und dann auf die Methode, obwohl man sie nicht ganz getrennt betrachten kann.

Die Christuszentriertheit des christlichen Glaubens ist eine trinitarische Christuszentriertheit , denn Christus könnte auch nicht das Zentrum, sondern der Rahmen der Heilshandlung des einen und dreifaltige Gottes sein. Das hilft, die verschiedenen Werte der Religionen zu unterscheiden und von der christlichen Identität ausgehend den Dialog mit ihnen zu führen.

In einer Epoche, in der die traditionellen Formen, den Glauben weiterzugeben, zerbrechlich geworden sind, hilft die Aufmerksamkeit auf das totale Mysterium Christi und auf das persönliche Zusammentreffen mit Ihm auch, die Grundlagen des Glaubens zu festigen und die Fundamente der menschlichen Werte und den Sinn des Lebens zu bestärken. Die Päpste betonen das immer wieder, und das Lehramt der Kirche weist seit dem II. Vatikanischen Konzil immer mehr darauf hin.

Das Mysterium Christi ist nicht nur ein objektives Kriterium für die Glaubenserziehung (als Mittelpunkt des Glaubensinhalts), sondern auch ein interpretatives Kriterium (es ist der Mittelpunkt, der alle anderen Mysterien, Wahrheiten oder Aspekte des Glaubens erhellt, und ist sogar der Mittelpunkt des Sinns der Geschichte und aller anderen Ereignisse).

Christus ist auch der Mittelpunkt der Spiritualität und der Bildung der Erzieher, der Bildenden und der Katecheten, denn nur in der persönlichen Gemeinschaft mit Christus finden sie sein Licht und seine Kraft: Christus ist das Zentrum ihres Lebens, ihres Denkens und der Mitteilung des Glaubens, die mit dem Zeugnis ihres persönlichen Kontakts mit Christus beginnt.

Da die Katechese nicht nur theologische Dimensionen hat, sondern auch anthropologische und didaktische, müssen die Erzieher die Zentralität Christi entdecken. Nur so können sie Aspekte der christlichen Botschaft, die in der Aktualität schwieriger zu erklären sind, erhellen (wie einige, die sich auf die Eschatologie und auf die Moral beziehen) und den Glanz des Schönen, Wahren und Guten, das die edlen menschlichen Werte ausstrahlen, finden.

Vom Standpunkt der Methode aus wurde hervorgehoben, dass der Christozentrismus in der Glaubenserziehung zwei Wege nehmen kann: einen ontologischen Weg (den Glauben darlegen im Licht der Offenbarung Christi), oder einen phaenomenischen Weg (den Glauben darlegen von der Erfahrung Jesu ausgehend und von dorther eindringen in das Geheimnis Gottes und des Menschen), dieses zweite hält sich mehr an die Bibel.

All dies steht nicht im Widerspruch, im Gegenteil, es verlangt eher danach, dass das Geheimnis Christi die aktuellen und täglichen Erfahrungen der Menschen erhellt, und dass diese Erfahrungen uns helfen, das Geheimnis Christi zu erfassen und an andere weiterzugeben.

Im Ganzen verlangt eine christozentrische Erziehung eine pädagogische Vorgangsweise. Das bedeutet, dass sie nach und nach vorgeht. Es beginnt, das sollte betont werden, bei dem Zeugnis, das der Erzieher oder Katechet von Christus geben muss, zuerst mit seinem Leben und gleichzeitig mit den Argumenten für seine Hoffnung.

Der Katechismus der katholischen Kirche hat diese Zentralität Christi unterstrichen: „Beim Lesen des „Katechismus der katholischen Kirche“ vermag man die wunderbare Einheit des Geheimnisses Gottes zu erfassen, seines Heilsplanes ebenso wie die zentrale Stellung Jesu Christi, des eingeborenen Sohnes Gottes, vom Vater gesandt, durch das Wirken des Heiligen Geistes Mensch geworden im Schoß der heiligen Jungfrau Maria, um unser Erlöser zu werden. Gestorben und auferstanden, ist Er immer gegenwärtig in seiner Kirche, besonders in den Sakramenten. Er ist die Quelle des Glaubens, das Vorbild des christlichen Handelns und der Lehrmeister unseres Betens“. (Apost. Konst. Fidei depositum, Nr. 3)

                                            (veröffentlicht in www.religionconfidencial.com, 26.07.2017, übersetz von I.R.)

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